Die Oberpfalz in duftigen Veduten - Mittelbayerische
Wednesday, March 1, 2017Ansichten von Orten, die ehemals meist zum Herzogtum Pfalz-Neuburg gehörten.
Zwischen Fronberg bei Schwandorf, Etterzhausen, Lutzmannstein bei Lengenfeld, dem
Ingolstädter Raum bis kurz vor Freising zog Hämmerl umher in einer Zeit, als französische
und österreichische Heere nicht nur Bayern erschütterten, Beethoven seine erste Sinfonie
aufführte und Schiller seine „Maria Stuart“.
Motive tauchen in zwei Serien aufAls Vorläufer mag er wohl auch Matthäus Merian und Michael Wening gesehen haben. Deren
Kupferstiche – in relativ hohen Auflagen verkauft – künden ja noch heute in nicht
wenigen guten Stuben von der Bildungsbeflissenheit der Bewohner. Hämmerls Blätter
sind anders. Zum einen handelt es sich bei ihnen um Unikate, aquarellierte Tuschzeichnungen,
jetzt im Besitz des Museums. Sie bewahren auch mehrere Geheimnisse. Es ist nicht klar,
warum er zwei Serien von seinen Motiven anfertigte. Die zweite Werkreihe (im Privatbesitz)
unterscheidet sich durch Einzelheiten, wie die Wiedergabe einer damals noch bestehenden
Mauer zwischen der Burgruine seines Geburtsortes Laaber und dem Torturm. Die eher
monochrome Fassung in warmen Sepia- und Brauntönen lässt die Details der Blätter noch
plastischer hervortreten als es die zart kolorierten 28 Aquarelle der ersten Werkreihe
können. In dem Band, den das Museum Regensburg herausgegeben hat, sind beide Fassungen,
soweit verfügbar, reiz- und verdienstvoll gegenübergestellt.
Über den Zweck seiner Ortsansichten und die Identität seiner Auftraggeber kann nur
spekuliert werden. Das Adelsgeschlecht der Tänzl von Trazberg könnte zu letzteren
zählen.
Die Söhne erbten das TalentHämmerls Söhne Joseph und Karl erbten das Talent: Karl reüssierte an der königlichen
Studienanstalt in Regensburg, Joseph wurde an der königlichen Porzellanmanufaktur
München (jetzt: Nymphenburg) für seine Gabe gerühmt, Blumen und Insekten naturalistisch
mit feinstem Pinselstrich auf Gefäßen wiederzugeben.
Altarblatt in Bergstetten, geschaffen von J. G. Hämmerl Fotos: Peter PavlasWer sich kundig machen will, wie sich die Oberpfalz in 220 Jahren verändert hat, für
den sind Hämmerls Blätter Augenzucker. Auch wenn das eine oder andere Gebäude auf
ihnen „geschönt“ sein sollte, stellen sie doch vielmals die erste Ansicht der Städtchen,
Marktflecken und Schlösser überhaupt dar. Auch von der einstigen Pracht von Kirchen
und Gebäuden, die im Bombenhagel zerstört oder sonstwie ein Raub der Flammen wurden,
gibt Hämmerls Werk Zeugnis.
Zum Buch: „Historische Ortsansichten des Oberpfälzers Johann Georg Hämmerl (1770 -
1838)“, Herausgeber: Museum der Stadt Regensburg, Karin Geiger und Sabine Tausch,
erschienen im Buch- und Kunstverlag Oberpfalz
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